Dieser weiße Felsstock steht mächtig zwischen Ausseertal und Ennstal und ist schon von Weitem erkennbar. Er steht auf vielen To-Do-Listen von Bergsteigern und Liebhabern leichter Klettereien. Unterschätzen sollte man ihn jedoch nicht.
Hard Facts:
- liegt in der Obersteiermark in Österreich
- zählt zum steirischen Dachsteingebirge
- der Gipfel liegt auf 2.351m
- Gestein: Dachsteinkalk
- Gesamtzeit: 11 Stunden
Es gibt drei Aufstiegsmöglichkeiten. Die entspannteste – jedoch auch nicht zu unterschätzende Route, führt vom Kulm aus auf den Gipfel. Über das Multereck plagt sich, wer kleine Steine und damit Schotterpisten toll findet, wer sportliche Herausforderung sucht quält sich mit dem Südostgrad.
Wir entschieden uns für den Südostgrad und den Abstieg nach Kulm. Diese Überschreitung des Kolosses ist nur trittsicheren, schwindelfreien Bergsteigern mit guter Kondition zu empfehlen!
Tourenbeschreibung
Wir sind von Niederstutten aus zur Grimming Hütte aufgestiegen – welche übrigens die einzige bewirtschaftete Hütte am Grimmingstock ist! Viele machen hier für ein Frühstück Halt (sehr empfehlenswert, die Hütte ist sehr lieblich). Sie liegt sehr idyllisch im dichten Wald. Da man sie aber schnell erreicht – in einer halben bis dreiviertel Stunde, haben wir uns den Aufenthalt gespart – der Weg ist ja noch lang und mit einem vollen Bauch läuft es sich (leider) nicht schneller.
Nach einer Weile durch lichten Wald, erreicht man nach einiger Zeit und etlichen Schweißtropfen eine Weggabelung. Neben den Wegweisern trafen wir dort auf einige Warnschilder. Die Schilder und Schriftzüge sind schon von Weitem lesbar. Sie sind auf dem Felsen über dem Weg platziert.
Noch 3h bis zum Gipfel. Laut gelbem Taferl – Na dann! Nach ein paar Serpentinen gelangen wir zur Schneegrube, in der auch noch im August reichlich Schnee zu finden ist. Eine unverhoffte Kostprobe des Schnees musste natürlich sein – bäuchlings! Bei der Überquerung des Schneefeldes und annähern an die Platte besteht Steinschlaggefahr durch andere Bergsteiger! Wir hatten dummerweise keine Helme dabei und durften gleich Mal zum Felsen laufen, als ein paar Steine herunterkamen. Aber nach der kurzen Laufeinheit fängt der Spaß an.
Die Platte überquert man am besten weit rechts oder weicht links davon aus, um den losen Steinen der vorderen Wanderer bestmöglich ausweichen zu können. Ab hier ist der Weg übrigens mit rot weißen Punkten markiert. Bei Nebel sind diese schlecht zu erkennen.
Klettereien im maximal 2. Schwierigkeitsgrad zaubern einem ein Lächeln auf die Lippen. Dazu immer wieder Tiefblick ins Ennstal. Doch der Weg zehrt und der Gipfel kommt nicht näher. Da hilft nur eins: Schokoriegelpause.
Der Wind pfeift uns um die Ohren, doch nach 15 Minuten Pause und plus 200 Kalorien, sieht die Welt gleich anders aus. Und der Gipfel nur noch einen Katzensprung entfernt. Der ganze Aufstieg war von einem Symphonieorchester aus Autogeräuschen begleitet, die leider auch am Gipfel nicht verstummen. Der schöne Blick lässt sich jedoch nicht vermasseln! Wir haben Traumwetter mit freiem Blick auf den Dachstein und das tote Gebirge. Uns fallen gleich zig Touren ein, die wir noch machen müssen! Da drüben waren wir noch nicht und da auch nicht – die müden Füße sind sofort vergessen. Glücklich, diese Tour gepackt zu haben, beiße ich von meinem Jausenbrot ab. Am Gipfel selbst steht eine kleine Biwakschachtel – diese muss natürlich auch ausgekundschaftet werden. Die Notunterkunft beherbergt neben Decken auch ein Telefon. Sieht gemütlich aus, jedoch sollte man seinen Aufenthalt in einer Biwakschachtel nicht planen – schließlich ist sie eine NOTunterkunft.
Die Füße sind müde – denn gut 1300hm sind geschafft – es fehlen noch weitere 1300, diesmal bergab. Das Mittagstief ist eingetroffen, der Bauch ist voll, die Beine dafür schwer und der Geist müde. Aufstehen vom gemütlichen Gipfelplatzerl und absteigen erscheint fast unmöglich. Hauruck! Was sein muss, muss sein. Der Weg gestaltet sich als schwierig. Es sind lange Felspassagen dabei, die rückwärts abgeklettert werden müssen. Das kostet Zeit. Und Nerven. Als wir die Felsen überwunden haben, erscheint mein Endgegner: ein Schotterfeld.
Nach einem resignierten Seufzer setzte ich meine Füße auf die Steine. Nicht so schlimm, wie gedacht. Die Steine rutschen nicht übermäßig, manchmal macht es sogar ein wenig Spaß (das erzählen wir aber nicht weiter). Nach diesem Terrainwechsel folgt wieder der gute Freund der Fels. Nachdem jedoch auch diese Kletterpassage vorbei ist, berühren die Füße Waldboden und Forststraßen. So schön kühl wie es am Gipfel durch das Lüftchen war, so heiß und drückend ist es nun im Wald. Dafür machen wir auf dem weichen Boden ordentlich Meter. Die Gespräche verstummen langsam und die Vorfreude auf wieder einmal sitzen ist groß.
Die Trinkschläuche sind leer, die Energiereserven auch. Ein Blick nach vorne findet das heiß ersehnte Ziel: endlich ins Auto! Ein Blick zurück zeigt den Grimminggipfel, eine fordernde und lohnende Bergtour. Als wir mit dem Auto eine knappe halbe Stunde zum Parkplatz fahren, wo das zweite Auto steht wird uns bewusst, wie massiv der Grimmingstock ist. Und das sind wir alles gegangen. Ein wohliges Gefühl breitet sich in mir aus – Geschafft! So schnell sieht mich dieser Berg jedoch nicht wieder!
Fazit
Im Nachhinein bin ich sehr stolz, diesen Riesen bezwungen zu haben. Ich muss zugeben ich habe ihn etwas unterschätzt. Man ist den ganzen Tag der Sonne ausgeliefert und der Weg zum Gipfel ist wirklich lang. Was mir nicht so gefallen hat ist, dass man den ganzen Aufstieg über die Geräusche der Autos im Tal hört. Im Ennstal führt eine dicht befahrene Straße vorbei und so kann man nicht wirklich abschalten. Es sind auch sehr viele Menschen unterwegs – also damit rechnen, dass man den Gipfel für sich hat, sollte man auf keinen Fall. Aber die Tief- und Weitblicke machen dafür viel wieder gut. Auch durch die Kletterei vergeht die Zeit schnell, muss man sich doch immer konzentrieren. Rückblickend war es eine wirklich lohnende Tour, unter die ich hier mein Häkchen setzen kann.
Tipps
- unbedingt einen Helm aufsetzen – es besteht vor allem im Bereich vor der Platte Steinschlaggefahr durch Wanderer über einem!
- genug zu Trinken mitnehmen – kein Sonnenschutz und über 1700hm sind zu bewältigen dazu kommt, dass man seine Wasserflasche erst wieder im Tal auffüllen kann!
- genügend Snacks einpacken die schnell griffbereit sind
- Jause nicht vergessen – keine Verpflegungsmöglichkeiten!
- Sonnencreme nicht vergessen
- Fotoapparat – die Blicke sind lohnenswert!
- Taxi oder zweites Auto im Vorhinein organisieren
Was waren eure Erfahrungen mit dem höchsten freistehenden? Steht er auf eurer Liste? Ich freue mich über eure Gedanken!