Ich möchte dir hier meine zehn schönsten Reiseerlebnisse vorstellen, die gerade deshalb so schön waren, weil keine 10 000 Touristen vor Ort waren. Laut Reiseführer haben wir einige der schönsten Plätze der Insel nicht gesehen, aber trotzdem war die Reise einfach unvergesslich und wunderschön. Ich möchte dich mit diesen Reisezielen dazu inspirieren, vielleicht mal den ausgetretenen Trampelpfad zu verlassen und wirklich authentische Ziele zu erleben. Nicht auf Urlaub zu fahren, sondern auf Reisen zu gehen.
1. Kecak Tanz Ubud
Auch wenn ich Ubud nur bedingt empfehlen kann, lege ich jedem ans Herz, sich einen traditionellen Tanz auf Bali anzusehen. Und da Ubud seinen Status als die Kulturhauptstadt der Insel tadellos erfüllt, ist hier der perfekte Ort um das Spektakel zu besuchen. Beim Kecak handelt es sich um ein Tanzdrama, das von dem indischen Epos Ramayana inspiriert ist. Es kommen dabei verschiedene balinesische Götter vor, die Stimmung ist einzigartig. Ein Chor aus ca. 30 Personen, singt eine Melodie, die hypnotisch wirkt, immer wieder wird die gleiche Melodie gesungen und dabei die Hände und Körper beschwörerisch bewegt.
Das faszinierendste des Tanzes sind neben der besonderen Stimmung, meiner Meinung nach die Kostüme.
Die verschiedenen Charaktere werden mit prunkvollen Holzmasken und Gewändern ausgestattet, manche exzentrisch geschminkt.
In der Mitte des Chores steht ein Armleuchter, der die Kostüme im Kerzenschein noch besser wirken lässt. Möchte man sich einen Tanz anschauen, ist es empfehlenswert mindestens eine halbe Stunde vor Beginn Platz zu nehmen. Es herrscht meist freie Platzwahl und so kann man sich die besten sichern. Abgesehen davon, dass viele Menschen, die später kamen dann auf dem Boden sitzen mussten.
2. Kajaktour Gili Putih
Gili Putih ist eine kleine weiße Sandinsel im Meer. Und mit klein meine ich, man kann sie in 15 Minuten einmal umwandern. Das Highlight ist nicht unbedingt die Insel selbst, sondern der Weg dorthin. Man kann sich entweder ein Kajak borgen (mit oder ohne Guide) oder mit dem Boot übersetzen. Da uns das Abenteuer im Blut liegt, lag das Transportmittel auf der Hand: Kajak. Wir entscheiden uns vor Ort für ein Erlebnis ohne Guide. Die Wellen waren nicht hoch und man konnte vom Ufer aus bereits unser Ziel sehen. Und so konnten wir uns so viel Zeit lassen, wie wir wollten. Wir fahren durch türkisblaues Wasser, vorbei an Mangrovenwäldern und Stelzenhäusern im Meer. In letzteren werden oft Fische gezüchtet, oder dienen als Behausung für lokale Fischer.
Mit jedem Paddelschlag kommen wir unserem Ziel näher. Da wir relativ spät gestartet sind, ist das Wasser wegen der Ebbe ziemlich seicht. Die letzten 50 Meter zur Insel waten wir also durchs Wasser und ziehen unser Boot hinter uns her. Als wir die Insel betreten, knirscht es unter unseren Füßen, wir stehen auf weißen Muscheln und Schneckenhäusern. Wir sind ganz alleine auf „unserer“ einsamen Insel. Das Festland scheint nun weit weg zu sein. Wir entdecken vier verschiedene Arten von Seesternen und davon hundert Exemplare. Wir haben unser Kajak über Metamorfosa gemietet. Diese Organisation pflanzt Korallen in der Bucht und das Projekt wollten wir gerne unterstützen. Weiters bieten sie viele Ausflüge in die Umgebung von Pemuteran an. Wir fühlten uns dort sofort aufgehoben und wohl – wir wurden an die Küste zu einem Kajak begleitet, der Weg wurde unser erklärt und wir bekamen eine Telefonnummer, bei welcher wir uns melden sollten, wenn wir uns nicht mehr wohlfühlen. Dann würden sie uns mit einem Motorboot abholen. Die Tour dauert ca. 2-3h und ist eine absolute Empfehlung, wenn man sich im Norden Balis aufhält!
3. Tempel Tour Pemuteran
Um die Kultur Balis ein wenig näher kennenzulernen, buchten wir über unsere Unterkunft eine Tempeltour. Wir werden mit einem klimatisierten Auto abgeholt, es führt uns der Bruder unseres Homestays. Er trägt traditionelle balinesische Kleidung – einen Sarong sowie einen Udeng (eine Kopfbedeckung). Und wir werden sogleich ebenfalls damit ausgestattet.
Wir erfahren, dass Frauen den Sarong anders tragen als Männer, wie man ihn richtig bindet und werden ins Tempelknigge eingeführt. Und dann geht es schon los. Auf unserem Plan stehen drei Tempel, die charakterlich nicht unterschiedlicher sein könnten. Der erste Tempel empfängt uns mit sehr vielen Affen, einem großen Gitter um den Tempel herum, betende Mönche und arbeitende Menschen. Wir werden beim Eingang gesegnet und unser Guide erklärt uns die Bedeutung der Tempelanlage und der Skulpturen. Er macht auch viele Fotos von uns.
Der zweite Tempel ist bunt. Alles ist bemalt in schönen Farben, die Tempelanlage ist grün und die Menschen lächeln einem zu. Zugegeben – mein Lieblingstempel auf Bali. Es wirkt alles neu und renoviert – das hat auch seinen Grund, nachdem der Tempel von einem Erdrutsch fast gänzlich zerstört wurde, wurde die Jugend damit vertraut, ihn wieder aufzubauen. Das Ergebnis ist ein Farbenspiel für die Sinne.
Der dritte Tempel ist dem Wassergott Baruna gewidmet. Er liegt eingebettet im Dschungel, in seiner Anlage befinden sich einige heilige Bäume und eine heilige Wasserquelle. Unser Guide erklärt uns die wichtigsten Eckdaten, zeigt uns Götter und gibt uns Einblick in die Kultur Balis. Das tägliche Leben der Locals ist ebenfalls ein großes Thema.
Die Stimmung war gemütlich, uns fehlte es an nichts. Doch an einem – anderen Touristen. Wir waren auf jeder Tempelanlage die einzigen Besucher und konnten so das authentische Tempelleben kennenlernen.
4. Sangeh Monkey Forest
Gibt man in Google „Monkey Forest“ ein, oder man blättert im Reiseführer beim Kapitel Ubud zu den Sehenswürdigkeiten, dann stößt man unumgänglich auf den Ubud Monkey Forest. Uns war dieser jedoch gleich unsympathisch. Die Preise für Bali ziemlich teuer, nämlich 5,8€. Dafür bekommt man Touristenmassen. Nach einiger Recherche (Es muss doch Alternativen geben!) fanden wir schließlich den Sangeh Monkey Forest. Er liegt unweit vom Zentrum Ubuds im Norden. Eine Tempelanlage aus dem 18. Jahrhundert liegt tief in einem Muskatnusswald. Das besondere – dieser Wald ist der einzige Muskatnusswald auf Bali. Und das Highlight sind ca. 700 freche Affen, die hier eine Heimat gefunden haben.
Man fühlt sich winzig, wenn man durch die bis zu 40 m hohen, kerzengerade wachsenden Bäume hindurchstreift. Einfach magisch. Wenn das Licht durch die Baumkronen fällt und die Affen in den Baumkronen herumtollen, kann ich mir nicht vorstellen, dass der Affenwald in Ubud schöner ist. Der älteste Baum wird übrigens auf 350 Jahre geschätzt.
Wir waren ungefähr zu zehnt im Wald, es gab kein Gedränge, die Atmosphäre war entspannt und die Guides wachsam mit einer Steinschleuder bewaffnet. Der Eintritt kostet 30.000 IDR – im Eintrittspreis inkludiert ist ein Sackerl mit Wasserflasche und Erdnüssen zum Füttern. Die Anlage generell ist sehr gepflegt, man sieht keinen Müll herumliegen (außer Obst und Gemüsereste, die die Affen nicht gefressen haben).
5. Menjangan Schnorchelabenteuer
Der Norden Balis besticht generell durch fehlende Touristenmassen und ein Naturschauspiel das das nächste jagt. Die Landschaft selbst ist eher karg und hügelig, erlaubt damit tolle Fernblicke und einzigartige Buchten. Ein Abenteuer das man nicht auslassen sollte – auch wenn es etwas touristisch ist – schnorcheln auf Menjangan. Die Insel liegt vor dem Nationalpark und ist somit naturgeschützt. Das Highlight birgt sich jedoch nicht auf der Insel, sondern darunter – oder eigentlich davor. Die Unterwasserwelt spielt alle Stücke – sie ist bunt, voll und beherbergt einige Superstars.
Als wir ins Wasser gleiten, mit Schnorchel und Flossen ausgestattet, bleibt mir der Atem weg. Unter mir befinden sich Millionen Fische und bunte Korallen, als wir ein Stück weiterschwimmen, ruft unser Guide „Turtle, Turtle!“. Die Aussprache lässt mich zuerst nicht verstehen, doch dann klickt es und in mir macht sich Vorfreude breit – Kopf unter Wasser und da ist sie: eine Schildkröte. Da muss ich hin. Ich schwimme bis ich direkt über ihr schwimme. Sie grast ca. 5m unter mir friedlich an Korallen und lässt sich mindestens eine viertel Stunde lang geduldig beobachten. Sie ist ein wahres Prachtexemplar. Und mein Highlight des Ausflugs.
Man muss schon etwas genauer hinsehen um die Schildkröte zu erkennen…
Wir stoppen dann noch einmal für einen Schnorchelgang, diesmal sind die Korallen feiner, die Unterwasserwelt jedoch genauso bunt und artenreich wie vorher. Unser Schnorchelabenteuer dauerte von der früh bis am frühen Nachmittag und inkludierte die Bootsfahrt, das Equipment und die Verpflegung. Ein wunderschöner Tag!
6. Amed
Ein kleiner Ort an der Küste, der alles vereint von dem ein Urlauberherz träumt: schönen schwarzen Sandstrand, atemberaubende Sonnenunter- und -aufgänge sowie eine vielfältige Unterwasserwelt. Außerdem gibt es ausgezeichnete Warungs, wo man Cocktails und Kokosnüsse mit den Zehen im Sand schlürfen kann. Besonders empfehlenswert zum Schnorchel ist der Coral Garden – hier tummeln sich viele bunte Fische. Weiters gibt es das Liberty und Japanese Ship Wreck. Zwei besondere Orte, wo Geschichte und Natur kollidieren.
Es ist faszinierend zu sehen, wie die Natur ein Schiffswrack zurückerobert und das Stahlgerippe so zu einem Aufschrei der Biodiversität wird. Wer Amed noch nicht auf seiner Liste hat, sollte schnell Platz für zwei bis drei Tage Aufenthalt schaffen – du wirst es nicht bereuen!
7. Crystal Bay und Diamond Beach – Nusa Penida
Wer überlegt, einen Abstecher auf die Nachbarinsel Nusa Penida zu unternehmen, dem kann ich nur herzlich dazu raten. Hier zeigt Indonesien seine wilde Seite: Felsen die steil ins Meer abfallen, tausend Schlaglöchern in den Straßen, ein Naturschauspiel jagt das nächste. Besonders kann ich den Diamond Beach und Crystal Bay empfehlen. Es sind zwar leider zwei DER Touristenhotspots der Insel, doch der Diamond Beach ist eine nicht allzu überlaufene Alternative zum Kelingking Beach. Vor allem wenn man sich antizyklisch bewegt. Die meisten Touren um die Insel fahren den Diamond Beach erst am Nachmittag an. Somit hatten wir den Strand zum Sonnenaufgang fast für uns alleine. Die ersten frischen Fußabdrücke in aller frühe konnten wir ziehen und die besondere Stimmung des Ortes ganz ohne Menschenmassen genießen.
Ist man schon früh am Diamond Beach, kann man im Laufe des Tages noch dem Crystal Bay einen Besuch abstatten. Und dieser Ort ist absolut malerisch. Erwähnt man das Wort Traumstrand ploppt ein Bild im Kopf auf – und genau dieses ist Crystal Bay. Leider ist dies kein Geheimtipp und die Touristen haben den Ort bereits gefangen genommen. Aber trotzdem: der weiße Sand, der einsame Felsen im Meer, die tosende Brandung: ich würde immer wieder hinfahren. Und: Schnorchelbrille nicht vergessen!
8. Manta Point – Nusa Penida
Wenn ich an das Erlebnis und das Gefühl denke, wie es war mit einem Mantarochen zu schwimmen, verschlägt es mir noch immer den Atem. Aber von vorne: wir buchten über unsere Unterkunft eine Schnorcheltour zum Manta Point, mit dem Ziel mit Mantarochen zu schwimmen. Wir hatten Glück und konnten ein großes Exemplar sichten. Mit welcher Anmut und Eleganz sich die Riesen im Wasser bewegen, ist unbegreiflich und löst tiefe Ehrfurcht aus. Und für einen Moment war das vergleichsweise kalte Wasser auch vergessen.
Diese Begegnung zählt zu einem meiner absoluten Highlights auf Bali, oder in dem Fall Nusa Penida. Wer die Chance hat, sollte sie nutzen. Die Tiere können bis zu 9 Meter Spannweite erreichen, dabei scheinen sie durchs Wasser zu fliegen. Sie ernähren sich hauptsächlich von Plankton oder kleinen Fischen, gefährlich sind sie trotz ihrer Größe für den Menschen nicht. Sie haben auch keinen Giftstachel wie ihre Artgenossen.
9. Hidden Canyon Beji Guwang
Vielleicht kein echter Geheimtipp, jedoch trotzdem eine warme Empfehlung. Nicht weit von Ubud gelegen, in der Nähe der Südostküste Balis, findet sich eine Schlucht – der Hidden Canyon Beji Guwang. Über Jahrmillionen hinweg hat sich der Fluss durch den Fels gefressen und hat dabei einzigartige Felsformationen und natürliche Pools geschaffen. Das Gebiet ist sehr sauber und man ist mit einem Guide unterwegs, der einem durch die Schlucht hilft. Der Weg muss schwimmend, kletternd und watend gemeistert werden, was nicht nur riesen Spaß macht, sondern auch gut erfrischt. Am Ende wartet eine Seilschaukel. Unser Guide hat uns oft fotografiert und unser Abenteuer festgehalten.
Tipp: das Meer ist nur 10min entfernt und wartet dort mit einem kohlrabenschwarzen Strand. Es gibt leckeren Fisch und viele tolle Warungs!
10. Banyumala Wasserfälle
Nicht weit von Munduk entfernt befinden sich die Banyumala Wasserfälle. Mit dem Besuch schlägt man gleich mehrere Fliegen mit einer Klappe: man sieht vier Wasserfälle, in einem kann man perfekt baden, am Weg kann man beim Twin Lake View Point Halt machen, um die Zwillingsseen Danau Buyan und Danau Temblingan zu bewundern. Bei den Seen und am Viewpoint kann es für balinesische Verhältnisse etwas kühl werden – dünne Jacke nicht vergessen!
Das Highlight der Tour werden aber die Banyumala Wasserfälle sein. Sie sind eingebettet in dichten Dschungel und sind charakterlich sehr unterschiedlich. Einer fließt ruhig über einige Terrassen, ein zweiter schießt rauschend über bewachsene Felsen herunter, es sind alle sehenswert und verschieden.
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