Die Landschaft des Gesäuses – einem Nationalpark in der Steiermark – begeistert mit weißen Kalkspitzen, weiten Landschaften, einer tollen Flora und Fauna und damit unendlich vielen Fotomotiven. Ich durfte im Oktober 2024 den Fotokurs „Von der Beobachtung zum Motiv“ besuchen, welcher von der Nationalpark Fotoschule Gesäuse veranstaltet wurde. Hier nehme ich dich mit auf zwei Tage draußen, auf der Jagd nach dem perfekten Licht. Ich stelle dir meine Highlights des Kurses und meine besten Bilder vor.
Ablauf
Der Kurs begann am Samstag um 14:00. Treffpunkt Fotoschule. Um die besagte Zeit trafen vier Kursteilnehmerinnen und Teilnehmer ein. Wir besichtigten kurz die Fotoausstellung und setzten uns zusammen, um uns kurz vorzustellen und den Plan festzumachen. Unser Refernt ist Rupert Kogler. Er stellt sich vor als preisgekrönter Naturfotograf, Ranger, Bildbandautor, Gast in Podcasts und vieles mehr. Die Begeisterung ist geweckt: jemand den man auch fragen kann, was man sieht und nicht nur wie man es fotografiert, klingt verlockend.
Sonntag Mittag wollen wir unsere Fotos durchbesprechen, damit wir uns im Nachhinein auch Tipps vom Profi abholen können. Wir fackeln nicht lange herum und fahren Richtung Haindlkarhütte. Dort sollen unsere ersten Schnappschüsse entstehen. Der Auftrag an uns „Schüler“ ist klar: wir machen uns nicht auf die Suche nach speziellen Motiven, sondern bereiten uns spontan auf Situationen vor. Situative Fotografie also. Weshalb die Rucksäcke auch dementsprechend schwer sind, denn: wer weiß, was man alles braucht.
Im Zuge des Workshops besuchten wir drei Orte, die unterschiedlicher nicht sein könnten: am Weg zur Haindlkarhütte, das Pürgschachen Moor und den Hartelsgraben.
Am Weg zur Haindlkarhütte
Das Terrain am Weg der Haindlkarhütte war schottrig und die Motivauswahl reichlich. Von kleinen Wasserfällen, über Detailaufnahmen von bunten Blättern, Steinen, was auch immer bis hin zur Landschaftsfotografie wurde uns auch nach drei Stunden nicht langweilig. Die spektakuläre Felswand der Hochtorgruppe ragt über dem Graben auf und durch die Wolken und die durchblitzende Sonne wurde eine stimmungsvolle und spannende Atmosphäre geschaffen. Auf der anderen Seite zeigte sich auch der Buchstein von seiner besten Seite. Rupert stand uns immer mit Rat und Tat zur Seite und half auch oft einmal bei der Motivfindung, oder wie man das gefundene Motiv nun am besten inszeniert. Hier ein paar meiner liebsten Bilder:
Pürgschachen Moor
Frühmorgens machten wir uns auf den Weg zum Pürgschachen Moor, das mich in seiner Vielfalt absolut fasziniert hat. Die Weite der Moorlandschaft, in der sich vereinzelte Birken finden, dahinter die beeindruckende Berglandschaft des Gesäuseeingangs, der Hochtorgruppe, des Buchsteins – wo das Auge hinblickt reiht sich ein Motiv an das nächste. Wir warten gespannt auf den Sonnenaufgang und der lässt uns die kalten Zehen schnell vergessen: der Ödstein wird in orangefarbenes Licht getaucht, die Nebelschwaden über dem Moor verleihen dem Schauspiel eine mystische Atmosphäre.
Wir drücken ab, verlieren uns im Moment und wollen gar nicht weiter auf Motivsuche gehen – bis sich die magische Lichtstimmung hinter den nächsten Hügel verabschiedet. Aber auch dann wird uns nicht langweilig. Wir entdecken zuhauf Rauschbeeren, die um diese Jahreszeit einen besonders schönen Farbverlauf aufweisen. Wir belichten sie dokumentarisch und kreativ, haben mächtig Spaß dabei. Bei der kreativen Belichtung kommen die Farben erst richtig zur Geltung. Hier die Bilder im Vergleich:
Ich mache mich auf die Jagd nach dem Foto einer Haubenmeise. Die Jagd endet jedoch in einem Bild von verschwommenen Schwanzfedern – die kleinen Vögel sind für mich und meinen Fokus einfach zu schnell. Dennoch kann ich mit einer Aufnahme von einer Tannenmeise nach Hause gehen und werde die Jagd auf ein Bild der Haubenmeise auf einen späteren Zeitpunkt verschieben.
Wir bekommen noch eine Einführung ins Bokeh, experimentieren mit den graphischen Elementen von Birken. Als die Sonne über dem Hügel auftaucht, wird die Lichtbrechung der Tautropfen für schöne „Glitzerfotos“ genutzt. Diese spalten in unserer Fotogruppe zwar Meinungen, aber mir gefallen sie. Und das schöne an der Fotografie ist ja bekanntlich, dass Schönheit im Auge des Betrachters liegt.
Die Vielfalt nimmt kein Ende, am Rückweg finden wir noch einen kleinen Teich, an dem sich allerhand ablichten lässt, dann erreichen wir einen Wald, der charakterlich an einen Urwald erinnert. Die Sonne glitzert durch die Stämme und so konnte ich dieses schöne Bild festhalten:
Hartelsgraben
Der Hartelsgraben wartet mit einer schönen und wilden Flusslandschaft auf: das Wasser bahnt sich seinen Weg über moosbewachsene Steine, es gibt größere und kleinere Wasserfälle, dazwischen liegt Totholz das mit wunderschönen Baumschwämmen bewachsen ist.
Hie und da setzt sich eine Wasseramsel auf einen Stein, nur um wieder wegzufliegen sobald man fokussiert hat. Man merkt: mit Vögeln hatte ich bislang eher wenig Glück. Aber dennoch sind die Motive vielseitig und laden dazu ein, kreativ zu werden. Landschaftsaufnahmen bieten sich ebenso an wie Detailaufnahmen. Gegen Abend muss man jedoch mit hohen ISO-Werten rechnen, da sich die Sonne schon recht früh verabschiedet und durch den dichten bewuchs wenig Licht in den Graben kommt, dadurch war der Spaß für mich dann bald vorbei, da meine Kamera schnell an ihre technischen Grenzen gestoßen ist.
Fazit
Der Kurs hat sich wirklich ausgezahlt und ich kann ihn nur empfehlen. Es waren zwei sehr spannende Tage, die meine Fotografie sehr bereichert haben und mir neuen Input gegeben haben. Der Preis von 230€ ist gerechtfertigt, Rupert nimmt sich für jeden Zeit, keine Frage ist ihm zu blöd und er tüftelt gemeinsam über Bildaufbau, Schnitt und in der Besprechung über die Bearbeitung. Die Gruppengröße ist auf maximal 8 Personen beschränkt, wir waren zu viert. Er berücksichtigt Wünsche und geht auf jeden persönlich ein. Sein größter Tipp: „Schau auf die Ränder“ ist einer, den man sich wirklich merken und beherzigen sollte.
Mein Lieblingsort den wir im Zuge des Kurses besucht haben, war das Pürgschachen Moor. Ich habe das Gefühl, ich hätte noch drei Tage dort bleiben können und hätte trotzdem nicht alles fotografiert.
Der Referent
Rupert Kogler stellt sich vor als: Naturfotograf, Ranger, Autor, Gast in Podcasts und Gewinner verschiedenster Fotografiepreise.
Publikationen
- Bildband Natürliche Nähe
- Fotografieren in der Natur
Weiters kann man auf seiner Webseite außerdem Wandbilder, Postkarten und vieles mehr erstehen.