See mit Bergen im Hintergrund, davor ein Baumstamm.

Die wirklichen Basics der Fotografie – mit lustigen Aufgaben

Fotografieren. Die Welt durch den Sucher betrachten und dabei Augenblicke festhalten. Auf der Jagd nach Motiven, verschiedene Dinge in Szene setzen und magisches Erschaffen. Klingt fantastisch? Das finde ich auch, doch für mich war die Welt der Fotografie so unerreichbar, wie der Mars. Technisches Know-How? Fehlanzeige. Manueller Modus? Was ist das?! Ein Fotografiekurs an der Uni brachte mir das Thema näher – und ich fing an Motive durch den Sucher zu betrachten. Und ich war fasziniert und motiviert die Fotografie als Handwerk zu erlernen. Ich möchte dich mit diesem Blogbeitrag ein bisschen motivieren, ebenfalls in die Welt der Fotografie einzutauchen und dir zeigen, wie du mit einfachen Methoden und Grundlagenwissen bessere Bilder schießen kannst. Ich hab`s auch geschafft! (Und die Kamera ist wirklich egal :))

Damit dieser Artikel nicht superlangweilig wird, würde ich dir empfehlen, deine Kamera in die Hand zu nehmen und neben dem Lesen die vielen Knöpfe und Rädchen zu erforschen. Das ist nicht nur spannender, sondern das Gelesene kann gleich umgesetzt werden – ich würde sagen Win-Win!

Grundlagen

Kamera und Objektiv

Du hältst mit deiner Kamera zwei Dinge in der Hand: das Gehäuse und das Objektiv. Ersteres kaufst du und ist dann nicht mehr zu verändern, das Objektiv kann man (nicht immer!) wechseln. Auf dem Objektiv stehen verschiedene Zahlen geschrieben, die wichtigsten sind die Blendenzahl und die Brennweite. Die Brennweite gibt an, wie nah man ein Motiv zu sich holen kann. Das bedeutet je höher die Zahl, desto weiter weg kann mein Motiv sein. Mit einer hohen Brennweite fotografiert man z.B. in der Wildtierfotografie. Die Blendenzahl ist die zweite wichtige Zahl. Davor steht meistens ein f. Also zum Beispiel f4,5. Je kleiner die Zahl, desto lichtstärker das Objektiv (und meistens auch desto teurer). Will man die beiden Extremfaktoren kombinieren – eine große Brennweite mit einer großen Lichtstärke (also große Zahl und kleines f) so liegt man meistens im vierstelligen Kaufbereich. Und hast du schon herausgefunden welches Objektiv gerade auf deiner Kamera sitzt?

55-300 mm ist hier die Brennweite. 4,5 – 5,6 die kleinstmögliche Blendenzahl. Dadurch dass hier ein Zoomobjektiv vorliegt ist die Blendenzahl bei 55 mm kleiner als bei 300mm. Es gibt auch Zoomobjektive die sehr lichtstark sind, die gehen aber ins Geld 🙂

So gestaltet man seine Bilder selbst

Wenn man seine Bilder selbst gestalten möchte und vollen Einfluss auf ISO, Blende und Belichtungszeit haben möchte, fotografiert man im “manuellen Modus”.  ISO, Blende,  Belichtungs- WAS? Kein Stress, wir starten gleich von vorne. Und um wirklich zu verstehen, von was ich hier gerade schreibe, kann ich nur empfehlen ab jetzt nie wieder im Automatikmodus zu fotografieren. Bei der Fotografie dreht sich alles ums Licht. Ohne Licht kein Bild. Du regelst die Bildhelligkeit mit den drei Werten ISO, Blende und Belichtungszeit. Stelle dir die Blende wie dein Auge vor – machst du es weiter auf, gelangt mehr Licht hinein. Genauso verhält es sich bei der Kamera. Wo man die Blendenzahl findet, haben wir oben schon geklärt, oder? Wird die Zahl f kleiner, wird die Blende mehr geöffnet. Öffnet man die Blende, so verschwimmt der Hintergrund und man kann das Motiv freistellen. Oft wird von dieser Technik bei der Tierfotografie Gebrauch gemacht. In der Landschaftsfotografie möchte man jedoch oft alles scharf haben – man spricht dann von einer großen Schärfentiefe. Hierfür muss man abblenden. Das bedeutet die Zahl wird größer, die Blende mehr geschlossen und dafür alles scharf.

braune Schwammerl. Nahaufnahme.
Hier ist die Schärfentiefe gering – die Schwammerl am Rand sind bereits unscharf. Scharf ist nur ein kleiner Teil in der Mitte des Bildes.
Gletschersee in den Bergen.
Hier möchte man, dass alles scharf ist, darum ist die Blendenzahl in diesem Fall hoch.

Die Belichtungszeit bestimmt wie lange Licht auf den Sensor fällt – also je länger die Belichtungszeit, desto heller das Bild. Gleichzeitig muss man bedenken, dass bei langen Belichtungszeiten Bewegungen verschwimmen und das Fotografieren aus der Hand sehr schwierig wird. Als Faustregel kann man sich merken – man kann so lange Belichtungszeiten wählen wie die Brennweite dividiert durch 1. Klingt kompliziert. Ich versuchs nochmal. Wir fotografieren ohne Stativ. Die Hand wackelt immer ein bisschen – auch als Herzchirurg. Fotografieren wir nun einen Löwen mit einem Objektiv das eine Brennweite von 800mm besitzt, können wir nur eine Belichtungszeit von maximal 1/800s wählen. Mit einer größeren Brennweite wird das Objektiv schwerer. Dadurch können wir es nicht mehr so gut halten und es kommt schneller zu Verwacklungen. Eine sinnvolle Regel die man sich leicht merken kann.

hier sind meine Objektive – ganz links hat die Größte Brennweite mit maximal 300mm. Möchte ich damit freihand fotografieren, sollte ich maximal eine Belichtungszeit von 1/300 wählen, damit nichts verwackelt.

Der ISO-Wert gleich die beiden anderen Werte – Blende und Belichtungszeit, elektrisch aus. Wird er höher gestellt, (das geht meistens im Menü) wird das Bild heller. Warum? Es erhöht sich die elektrische Spannung des Sensor und er wird sensibler auf das eintreffende Licht. Achtung jedoch vor Bildrauschen! Ab einer gewissen ISO – und diese ist bei jeder Kamera unterschiedlich – wird die Bildstruktur körnig. Das sieht nicht nur unschön aus, sondern ist ein technischer Fehler. Wenn ich fotografiere, stelle ich den ISO-Wert sehr niedrig und versuche mit Blende und Belichtungszeit das Bild korrekt zu belichten. Erst wenn die Grenzen des Objektivs ausgelotet sind, kommt die ISO zum Einsatz. Es gibt zwar mittlerweile Bildbearbeitungsprogramme die das Bildrauschen gut entfernen können, jedoch sollte man nicht von Anfang aus davon ausgehen, das Bild sowieso bearbeiten zu müssen. Man sollte sich vor einer hohen ISO jedoch auch nicht fürchten – ist ja schließlich entfernbar 🙂

Perspektiven

Über Perspektiven gibt es ganze Bücher. Und das hat einen guten Grund. Die Perspektive gibt dem Bild Persönlichkeit und Tiefe. Neue Perspektiven erzeugen Spannung beim Betrachter und können Emotionen auslösen. Dazu gibt es drei grundlegende Perspektiven – die Zentral-, die Frosch- und die Vogelperspektive. Die Zentralperspektive beschreibt das Fotografieren des Objekts auf Augenhöhe, während die Froschperspektive von unten und die Vogelperspektive von oben realisiert wird. Welches Genre wird fotografiert? Es gibt für jedes eine empfohlene Perspektive. Doch schadet es nicht, kreativ und sportlich zu werden. So bekommen die Bilder einen persönlichen Touch. Kindliche Neugier siegt: Wie sieht das Motiv aus wenn ich vom Rücken liegend fotografiere? Wie wenn ich weit über dem Objekt bin? Lieber von der Nähe oder weit weg? Umso kreativer, umso besser. Und umso spaßiger!

moosbewachsener Baum an welchem Schwämme haften.
Auch auf dem Rücken unter einem Baum können interessante Perspektiven warten.
Gipfelkreuz mit Baum, dahinter Abendstimmung in den Bergen.
Hier wird der Gipfel von oben fotografiert, ohne Drohne. Es entsteht einmal ein anderes Gipfelfoto.

Bildgestaltung

Es ist immer gut, zu wissen, warum manche Bilder als besonders schön wahrgenommen werden. Und zwar nicht nur von einem selbst, sondern von möglichst vielen Personen. Hier ein paar Tipps, wie man Fotos gestalten kann. Immer mit dem Hintergedanken, dass dies nur Anregungen sind und Regeln da sind, um sie zu brechen 🙂

Linien

Mein Geheimtipp: Linien. Was sich jetzt langweilig anhört, kann ein Bild wirklich aufwerten. Man braucht etwas das einen zu etwas hinführt. Zum Beispiel sind da Wanderwege eine willkommene Hinführung zum Objekt. Zäune oder Bergrücken. Straßen. Traktorspuren. Alles kann eine Linie sein. Man muss sie nur sehen lernen. Dabei müssen Linien nicht gerade sein. Manche Bilder leben davon, wenn der Blick durch das Foto geführt wird und man dabei immer mehr Details sieht. Und apropos Linien: die Horizontlinie ist die einzige die gerade sein muss. Ansonsten nimmt der Mensch das als komisch wahr, manchen Menschen wird von der Betrachtung von schiefen Bildern sogar übel.

Hier führt der Bach den Blick als führende Linie
Gratwanderung Karnischer Höhenweg.
Hier ist der Weg und später der Bergkamm die Linie, die den Blick ins Bild zieht.

Motiv

Außerdem braucht man ein definiertes Motiv im Bild. Eine Landschaft kann noch so schön eintönig sein, aber wenn nicht irgendetwas in diesem Bild im Fokus ist, dann wird der Zuseher verwirrt sein und nicht wissen, wo er hinsehen soll. Das kann schnell langweilig werden. Befindet sich ein schöner knorriger Baum im Ausschnitt? Ein Tier, welches man einbauen kann? Ein Mensch, der die Relationen der Landschaft zeigt? Wenn diese beiden Tipps – Motiv + Linien, umgesetzt werden, dann kann nicht mehr viel schiefgehen.

Schärfentiefe

Über die Blendenzahl kann man regeln, welche Bereiche eines Bildes scharf sind. Umso höher die Zahl, desto mehr wird scharf. Also bei Landschaftsfotos arbeitet man eher mit höheren Zahlen, als bei Portrait- oder Tierfotografie. Durch eine kleine Blendenzahl kann man Dinge verschwimmen lassen – diese werden dann als Punkte dargestellt – in der Fachsprache spricht man von Bokeh. Auch das kann eine spannende Darstellung sein.

weiße Birkenstämme, an der Seite bunte Lichtflecken durch Herbstlaub.
Hier werden die Birkenstämme durch das unscharfe Laub schön eingerahmt.

Und nun geh fotografieren! Die meisten Dinge die hier stehen, haben für mich erst Sinn ergeben, als ich sie umsetzen musste. Hunderte Male. Und es braucht noch immer Übung!

Tipps und Aufgaben

Was bringt die Fotografie oder ein anderes Hobby am meisten weiter? Richtig! Üben. Gerade am Anfang hat es mir sehr geholfen, wenn ich „Hausübungen“ hatte. Kurze Anleitungen, Aufgaben die ich mir überlegt habe und die mich herausgefordert haben. Dadurch konnte ich meine Kamera sehr gut kennenlernen.

  • Fotografiere ein Porträt – leichter gesagt als getan! Damit meine ich nicht, schalte auf das Kästchen mit dem Gesicht drauf und drücke nur ab, sondern ich meine: erzähle die Geschichte einer Person, versuche sie so darzustellen wie sie ist. Fotografiere nicht mit dem Gesichtsicon, sondern mit der Einstellung „A“ – du wählst selbst die Blendenzahl, die Kamera stellt den Rest ein! Achte auf die Belichtung und die Tageszeit – in der Mittagssonne steht das Licht hoch und die Strahlen fallen gerade von oben – das bedeutet: harte Schatten! Fotografierst du einen Charakterkopf kann das interessant sein, Falten werden stark betont und markante Gesichtszüge hervorgehoben. Anderen wirst du damit eher keinen Gefallen tun. Die Randzeiten des Tages bieten sich am meisten an. Die goldene Stunde schmeichelt der Haut und lässt die Augen besonders strahlen!
  • Bewegung: egal ob ein Haustier in Bewegung, ein Radfahrer, ein Auto,… versuche zuerst mit einer kurzen Belichtungszeit zu arbeiten – so frierst du Bewegungen ein! Später kannst du dann versuchen dein Objekt scharf zu halten, aber den Hintergrund verschwommen!
  • Landschaft: überlege dir ein Konzept für ein Bild. Konstruiere Vorder- und Hintergrund bewusst. Suche nach führenden Linien und einem Eyecatcher. Am schönsten werden Landschaftsbilder am Morgen oder Abend zur Blue- oder Golden Hour. Außer wenn es bewölkt ist, dann kann auch mitten am Tag der perfekte Zeitpunkt sein. Besonders spannend werden Landschaftsbilder meiner Meinung nach, wenn Wetterphänomene im Bild festgehalten sind. Zum Beispiel herannahende Sturmfronten.
  • Haustiere: versuche doch Mal ein bezauberndes Portrait von deiner Katze zu machen, oder sie bei der Jagd im Sprung einfrieren zu lassen! Bist du nicht im Besitz einer Katze, tuns auch Vögel im Garten oder Wald. Auch wenn diese nicht so zutraulich und im Vergleich langsam sind!
  • Spaziergänge: Nimm die Kamera mit zu deinem nächsten Spaziergang und halte die Augen offen. Hier Bäume, dort eine Biene, vielleicht ein Graffiti? Fängt man einmal an zu sehen, erblickt man eine ganze Welt an Motiven. Und da kann es schon mal sein, dass der 2km lange Spaziergang fünf Stunden dauert…

Ich hoffe dieser Beitrag hat dir gefallen – und etwas geholfen! Ich bin (leider noch) kein Fotografieprofi. Doch es macht mir unheimlich Spaß. Auf Fragen werde ich gerne eingehen. Und in der Zwischenzeit lies doch hier weiter: da erfährst du meine liebsten Fotografie Blogs und hier erfährst du, wie man Berge am besten fotografiert. Und wenn du möchtest gibt´s hier noch einige meiner liebsten Bilder aus 2024:

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Anna Mayr

Wann immer möglich bin ich draußen unterwegs um frische Luft zu schnappen und die Wunder unserer Welt zu erleben und festzuhalten.