Abendstimmung in den Bergen.

So setzt du Berge ins richtige Licht – Tipps und Tricks

Schroff und schön. Egal ob Felsen, Berge oder Hügel – Landschaftsfotografie in den Bergen macht besonders Spaß – die Landschaft ist vielfältig und abwechslungsreich. Ich liebe es durch die Österreichischen Berge zu streifen und habe dabei am liebsten meine Kamera dabei. Bei längeren Touren, wo das Gewicht des Rucksacks eine Rolle spielt, verwende ich auch mein Smartphone. Die hier vorgestellten Tipps und Tricks haben mir sehr geholfen meine Fotografie zu verbessern.

Vorbereitung ist das A & O

Die Routenplanung deiner Wanderung kann mit dem Gedanken tolle Bergfotos zu machen, eine neue Dimension annehmen. Je nachdem wie gerne du deine Fotos im Vorhinein planst und bestimmte Fotos umsetzen möchtest, kannst du dir überlegen, wann du am besten wo sein möchtest. Das ist besonders wichtig, wenn du ein bestimmtes Motiv im Kopf hast und dieses zum Beispiel in der goldenen oder blauen Stunde ablichten möchtest. Zu beachten ist, dass die beste Lichtstimmung meist zu den Tagesrandzeiten stattfindet, also bei Sonnenauf- oder -untergang. Wenn wir allerdings beim Thema Stimmungen bleiben: gerade in den Bergen ergeben sich die stimmungsvollsten Bilder meist dann, wenn kein strahlender Sonnenschein den Himmel ausleuchtet.

Felswand mit dramatischen Wolken und Herbstwald.
Gerade die Wolken geben dem Bild einen dramatischen Touch. Mit einem blauen Himmel würde die Spannung fehlen.

Anreisezeit nicht vergessen!

Neben der richtigen Routenplanung sollte man auch an die Anreise denken und diese einplanen. Wie weit ist das Gebiet in dem ich fotografieren möchte weg, wie lange der Zustieg zu meinem Motiv? Wann will ich spätestens dort sein? Am besten man plant eine zusätzliche Stunde ein – man weiß ja nie. Langsame Wanderer vor einem, ein zu schwerer Rucksack der einen bremst, man hat sich verfahren,… Außerdem sollte man nicht vergessen, dass es einige Zeit dauern kann bis man schussbereit ist – Stativ aufstellen, Kamera einstellen – das kann Zeit rauben!

An Schlechtwetterkleidung gedacht?

Essentiell wenn man in den Bergen unterwegs ist, ist der wie Regenschutz. Das Wetter in den Bergen ist oft unberechenbar und auch wenn man die Wolkenbilder kennt und beim Gehen ab und an einen Blick in den Himmel wirft, kann man mal nass werden. Am besten man hat nicht nur für den Kamerarucksack, sondern auch für sich selbst einen dabei. Eine Anekdote kann ich da vom Mount Agung auf Bali erzählen – wie die Kamera einen langsamen Tod erlebte 🙂

Alle Objektive mitnehmen? Stativ?

Welche Fotoausrüstung man überhaupt mitbringt, sollte man sich am besten auch schon im Vorhinein überlegen: Welche Ideen möchte ich realisieren? Bin ich auf der Suche nach Wildtieren in den Bergen? Dann wird man das Teleobjektiv eher nicht zu Hause lassen. Liegt der Fokus auf der Landschaftsfotografie, darf das Weitwinkelobjektiv nicht fehlen. Gerade wenn man in den Bergen wandert, ist das Gewicht ein entscheidender Faktor. Bei der Frage was zu Hause bleiben kann und was nicht, kannst du dir folgende Fragen stellen:

Fokus auf Landschaften oder Wildtiere / Details?

Sind auf dem Weg Gewässer? (Brauche ich ein Stativ?)

Fotografiere ich gerne mit Filtern?

Wie wird das Wetter?

Eine besondere Herausforderung kann es sein, bewusst zu reduzieren und nur ein Objektiv mitzunehmen. Das fördert die Kreativität und erspart einen das lästige Denken an den Objektivwechsel.

Fototipps

1. Lass dir Zeit

Ein banaler Tipp gleich am Anfang, den ich jedoch auch immer wieder beherzigen muss. Tolle Fotos aus Schnappschüsse entstehen nur im seltensten Fall. Meist muss man sich auf das Motiv einlassen, eventuell sogar planen, den Blick öffnen und auch die Umgebung mit einbeziehen. Hat man den Stress, nur ein oder zwei Fotos machen zu können, kann man es auch gleich lassen. Doch die gute Nachricht: meistens kommt man nach ein paar Bildern sowieso in einen Flow und dann arbeitet man und es kann einen fast niemand wegreißen! Bei mir dauern kurze Spaziergänge von 2km oft mehrere Stunden 🙂

2. Sei kreativ mit den Perspektiven

Hast du schon mal probiert, den Berg vor deiner Nase auf dem Bauch abzulichten? Nein? Dann wird´s Zeit: Erzeuge Perspektiven und Sichtweisen, die nicht jeder Wanderer der den Weg geht, zu sehen bekommt. Bewege dich vielleicht ein bisschen vom ausgetretenen Pfad weg, und suche nach „neuen“ Blickwinkeln. Aber Achtung: bitte sei immer respektvoll im Umgang mit der Natur – in Naturschutzgebieten zum Beispiel ist das Verlassen des Weges verboten.

3. Beachte die verschiedenen Ebenen

Die meisten Berglandschaften sind geschichtet. Das bedeutet, dass sie nach hinten in der Regel heller und höher werden. Sei dir dessen bewusst und setzte aktive Akzente! Achte darauf, was im Vorder-, Mittel- und Hintergrund deines Bildes zu sehen ist und geh mal einen Schritt nach vor, auf die Seite und zurück. Durch bestimmte Lichtstimmungen können sich auch schöne Schicht-Bilder ergeben, so wie hier:

Abendstimmung in den Bergen.
Die verschiedenen Nebelgefüllten Becken geben dem Bild Tiefe.
schroffe Berge, dahinter das weite Ennstal.
Hier sieht man die verschiedenen Schichten, im Vordergrund der Gipfel, dahinter wir es weit.
Hochtorgruppe im Licht der aufgehenden Sonne.
Die Schichtung im rechten Bildrand wirkt wie ein Fächer.

4. Achte auf die Ränder

Ein Bild ist immer ein Abbild der Wirklichkeit. Wie man diese Wirklichkeit zuschneidet, bleibt dem Fotografen oder der Fotografin überlassen. Es kann sehr helfen, den Blick vom Hauptmotiv zu lösen und an die Ränder zu denken. Gefallen mir die Äste die in den Bildrand ragen? Wo befindet sich der spannende Part des Bildes? Wo platziere ich diesen? Ein paar Schritte nach vor oder zurück, links oder rechts können da oft helfen. Ziehen Wolken über einer Felswand vorbei ist der Himmel vielleicht interessanter und stimmungsvoller als die Felswand selbst. In anderen Fällen kann dies umgekehrt sein. Ein Stein der zum Beispiel im Flussbett unten abgeschnitten ist, kann störend wirken, andererseits regt Raum manchmal zum Nachdenken an. Ränder sollten im Bild bewusst gestaltet werden, Spreu und Weizen trennen sich oft nicht durch die Wahl des Motivs, sondern durch das Rundherum.

Würde ich dieses Bild noch einmal aufnehmen, würde ich darauf achten, dass in der rechten unteren Ecke kein Baum halb hereinragt. Da mir dies aber erst im Nachhinein aufgefallen ist, ist es jetzt so. Hätte ich meinen Blick vom Motiv gelöst, wäre es mir vielleicht aufgefallen.

5. Leading Lines oder führende Linien

Ein Weg, Zäune oder die Bergkette selbst, können den Blick des Betrachters durch das Bild führen. Gerade wenn man sich diesem gestalterischen Element bewusst ist, lassen sich kreative und spektakuläre Aufnahmen knipsen. Wenn man sich ein bisschen mit diesen führenden Linien beschäftigt, kann man schnell feststellen, dass sie den Blick auch aus dem Bild heraus führen können. Das bedeutet, dass der Betrachter nicht viel Zeit mit dem Ansehen des Bildes verbringt. In der Regel möchte man das eher vermeiden.

Gratwanderung Karnischer Höhenweg.
Hier wird der Blick zuerst durch den Weg ins Bild geführt, dann übernimmt die Führung die Bergkette dahinter. Es entsteht der Eindruck von Dreidimensionalität.

6. Die Drittelregel

In den Kameraeinstellungen kann man sich beim Fotografieren ein Raster einblenden lassen. Das Kameradisplay wird dabei durch Linien in drei Teile geteilt. Das ist für das Auge besonders spannend und kann als Hilfe für die Platzierung des Hauptmotivs dienen. Dein Hauptmotiv sollte eher weiter links oder rechts als direkt in der Mitte platziert werden. Dies wirkt meist harmonischer als in der Mitte. Gerade in der Landschaftsfotografie kann diese Regel hilfreich sein, um den Übergang zwischen Bergen und Himmel zu gestalten.

Da hier der Himmel das spannendere Element ist, wurde die Bergkette im unteren Drittel des Bildes positioniert.

7. Spiegelungen erzeugen Spannung

Gerade in den Bergen gibt es oft Seen oder Pfützen, in denen das Hauptmotiv gespiegelt werden kann, oft ergeben sich spannende Fotos erst durch die Spiegelung der Landschaft. Das schafft oft schöne Aufnahmen, die man sich lange ansieht. Doch auch wenn man als erstes an Wasser denkt, können auch andere Spiegelungen eingesetzt werden. Bei kreativeren Aufnahmen kann man zum Beispiel auch die Berglandschaft die sich in der Ski- oder Sonnenbrille spiegelt, fotografieren, ein kleiner Spiegel kann auch mitgebracht werden.

8. Nicht den Berg selbst als Motiv wählen

Ein besonders geformter Stein, eine Schutzhütte oder auch eine Alpenblume kann als schöner Vordergrund für ein fantastisches Bergfoto dienen.

Dabei kann auch schön mit der Schärfentiefe gespielt werden. Spannende Fotos ergeben sich beispielsweise, wenn man mit offener Blende auf das Motiv im Vordergrund fokussiert und dabei die Berglandschaft im Hintergrund etwas verschwimmen lässt. Hier wurde das Gipfelkreuz und ein Baum als Hauptmotiv gewählt. Ohne die das Kreuz und den Baum würde das Foto etwas langweilig wirken.

9. Keine Scheu vor Gegenlicht

Bergkette mit Sonnenstrahlen.
Durch eine hohe Blendenzahl lassen sich die Sonnenstrahlen schön einfangen.
Hier wurde mit der Gegenlichtblende gearbeitet – die Sonne ist zwar nicht direkt zu sehen, das Licht kommt aber eindeutig von vorne.

Blendet man stark ab, erhalten Lichtquellen im Bild eine Sternform. Wenn man diesen Effekt bewusst einsetzt, können sich daraus durchaus interessante Bilder ergeben.

Ich nutze dies gerne, wenn die Lichtstimmung sonst nicht sehr spannend ist, oder in Gegenlichtsituationen. Möchte man diese „Sternsonne“ nicht, sollte man die Blende weiter aufmachen oder ein bisschen länger belichten. Auch die Gegenlichtblende – wie der Name schon sagt – kann hier Abhilfe schaffen.

10. Auch mal zum Teleobjektiv greifen

Landschaften werden bevorzugt mit dem Weitwinkelobjektiv aufgenommen, was seine Berechtigung und durchaus seinen Grund hat. Durch den Einsatz eines Teleobjektivs können Details hervorgehoben werden, einzelne Felsen oder Bergkämme werden so in den Fokus genommen. Dieser Typ der Fotografie nennt sich auch „Intimate Landscape Fotography“. Vor allem Fotografen die aus dem Bereich der Tierfotografie kommen, tun sich mit dieser Art der Landschaftsfotografie oft leichter.

Am frühen Morgen haben die Berge noch geglüht, der Vollmond ist noch nicht untergegangen.
Buchstein im Abendlicht.
Buchstein im Herbst.

11. Lass dich nicht vom „schlechten Wetter“ abschrecken

Ich weiß, ich habe es eingangs schon erwähnt, trotzdem möchte ich es nochmal betonen: Gerade durch Regen oder Wolken entstehen oft spektakuläre Bilder. Bei strahlendem Sonnenschein ergeben sich spannende Lichtstimmungen oft nur an den Tagesrandzeiten, bei bedecktem Himmel oft am ganzen Tag. Einfach raus gehen und die Natur auf sich wirken lassen!

12. Gibt es natürliche Rahmen?

Gebüsch, Blumen, Gras, Äste – alles kann als Rahmen verwendet werden, um das Hauptmotiv schön einzurahmen und zu unterstreichen. Ein eher unspannendes Motiv kann dadurch Charakter bekommen – so wie hier.

Welche Tipps und Tricks haben dir besonders geholfen? Lass es mich doch gerne in den Kommentaren wissen!

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Anna Mayr

Wann immer möglich bin ich draußen unterwegs um frische Luft zu schnappen und die Wunder unserer Welt zu erleben und festzuhalten.